Textauszug aus „Nichts“:

ยปEs gibt rund elftausend Vermisstenanzeigen jรคhrlich in รsterreich, von denen die meisten innerhalb weniger Tage aufgeklรคrt werden. รblicherweise handelt es sich um Jugendliche, die ausgerissen sind, oder um Besoffene, die nach ein paar Tagen Vollrausch wieder heimfinden. Es bleiben aber doch immer einige Fรคlle รผbrig, die nach Monaten oder sogar Jahren nicht aufgeklรคrt werden konnten โ das sind pro Jahr hรถchstens zehn. Insgesamt gibt es ungefรคhr neunhundert als vermisst gemeldete Personen in der Datenbank der Polizei, die es seit den 1960ern gibt.ยซ
ยปDie Mehrheit dieser Fรคlle ist zwar ungeklรคrt, aber nicht wirklich unerklรคrlich. Im Regelfall handelt es sich um Kinder oder jรผngere Menschen, die aus Heimen oder einer kaputten Familie entkommen sind. Oder um Fรคlle, bei denen man zumindest weiร, in welche Richtung es gehen kรถnnte. Da sind zum Beispiel zwei junge Mรคnner, die bei einem Kurzurlaub in Ungarn verschwunden sind. Sie waren Stammgรคste in diversen Bordellen und dรผrften wohl Probleme mit den Typen dort bekommen haben. Oder der Drogensรผchtige, der sich irgendwann nicht mehr bei seinem Bewรคhrungshelfer gemeldet hat. Aber dann gibt es einige Fรคlle, die vรถllig aus dem Rahmen fallen.ยซ